Alle Satiren lesen

Die Satire des Monats August

Unser Mitarbeiter Wolfram Dübbel nimmt sich diesmal eines Problems an, das einer dringenden Klärung bedarf – und zwar auf europäischer Ebene: Dem Pümpel bzw. der Europa-Normung dieses wichtigen Geräts. Bekanntlich sind Heerscharen von Fachleuten dabei, für hunderttausende Produkte nicht zuletzt aus dem Baubereich eine EN-Norm zu formulieren, damit wir neben DIN, RAL, TÜV-GS und unzähligen weiteren Zertifizierungen und Normierungen endlich von Portugal bis Lappland wissen, wie ....beispielsweise ein Pümpel beschaffen sein muß.

Die europäische Pümpel-Norm

Aus dem Rechenschaftsbericht der Kommission zur Entwicklung einer Europäischen Norm für den mechanischen Pümpel (englisch = pumpellock, italienisch = pumpobello, spanisch = pumpisto, ungarisch = esztsepömpös, französisch = pumpenêtre, polnisch = pompeliski, türkisch = pümpülü, norwegisch = lassepumpaa, griechisch = pompopoulos)

"Sitzungsperiode vom 27. bis 30. Mai 1997 in Brüssel. Die Kommission einigte sich auf diese grundsätzliche Beschreibung des Sitzungsgegenstandes: Ein Pümpel ist ein aus einem Holzstab bestehender Gegenstand, an dessen unterem Ende sich eine aus Gummi bestehende glockenförmige Auswölbung befindet, die durch mechanische Kraftausübung dergestalt eingedrückt werden kann, daß die in der Auswölbung befindliche Luft ruckartig auf einen Waschtisch-Abfluß einwirkt, so das in dem Abflußrohr befindliche Fremdkörper und Verschlammungen hochgedrückt werden, um sodann entfernt werden zu können. Wir verweisen als Anlage auf die Übersetzung in allen Amtssprachen."

"Sitzungsperiode vom 13. bis 19. August 1997 in Luxemburg. Die Kommission erklärte sich nach tagelanger Diskussion außerstande, einen Beschluß dahingehend zu fassen, daß dem Erfinder des Pümpels, nämlich dem schottischen Landwirt James MacPump aus Overheadensnightshittensbrightsbridgeshire, aus EG-Mitteln ein Denkmal zu setzen sei, weil sowohl die Republik Polen als auch die Bundesrepublik Deutschland den Erfinder für sich reklamiert haben. Die Kommission nahm zu Protokoll, daß der Pümpel aus deutscher Sicht von dem Breslauer Nachtwächter Hans Pümpel erfunden worden sei, während die Polen die gleichnamige Person als Erfinder angeben, freilich in der polnischen Schreibweise als Stanislav Pumpeliski, da dieser polnischer Abstammung sei. Wir verweisen als Anlage auf die Übersetzung in allen Amtssprachen."

"Sitzungsperiode vom 9. bis 14. September 1997 in Straßburg. Die Kommission konnte sich weiterhin nicht darüber einigen, wer als Erfinder des Pümpels zu gelten hat. Die Kommission beschloß, sich wegen der Schwere der Verhandlungen einen Erschwerniszuschlag von 800,- DM / Sitzungstag und Mitglied auszahlen zu lassen. Wir verweisen als Anlage auf die Übersetzung in allen Amtssprachen."

"Sitzung vom 3. bis 19. November 1997 in Brüssel. Die Kommission beschloß, die Frage der Einfuhrlimitierung von Naturkautschuk aus Drittländern zur Herstellung von EN-Pümpeln auf einer Dienstreise in die Südsee zu klären."

"Abschlußbericht des Protokollführers Jan van Haderen vom 3. März 1998 aus Papua-Neuguinea: Die Kommission tagte mehrfach am Strand von Olapongba, wo als erster Teil der künftigen Europäischen Norm festgelegt wurde, daß ein Pümpelstock eine Länge von 38 bis 45 cm haben darf bei einer Dicke von maximal 25 mm. Ein am Folgetag durchgeführter Ausflug in unerforschtes Hinterland endete damit, daß die Kommission auf einen unbekannten Kannibalen-Stamm traf, dem mehrere Pümpel als Gastgeschenk übergeben wurden. Die Kannibalen versuchten, die Gummiglocken zu verzehren und weil das nicht gelang, verspeisten sie die Kommissionsmitglieder. Nur weil sich die Kannibalen dabei überfressen hatten, konnte ich fliehen."

Aus dem Amtsblatt der EG (deutsche Version): "Die Weiterentwicklung der Europäischen Pümpel-Norm wird aus aktuellem Anlaß für drei Jahre ausgesetzt."



Die Redaktion distanziert sich entschieden von dem Kommentar unseres Autors, wonach alle Brüsseler Kommissionen in die Bergwelt von Papua-Neuguinea geschickt werden sollten. Sie unterstützt alle Bestrebungen der Forstwirtschaft, wonach zur Herstellung von Pümpelstöcken nur Holz aus heimischer Waldbewirtschaftung verwendet werden darf.

Alle Satiren lesen